Ich würde ihn fragen, ob er weiß, dass „celan“ ein rumänisches Adjektiv ist, das „hinterlistig“ bedeutet. Ob er seine eigenen Gedichte für hinterlistig, also „planmäßig verdeckend“, also hermetisch hält, was ich allerdings deshalb nicht glaube, weil eine Poetik, die das zur Sprache bringen möchte, was keine Präzedenz kennt, nämlich die Shoa, zunächst notwendigerweise im Dunkeln tappen und also um Worte ringen muss. Ich würde ihn fragen, ob er — wie ich — glaubt, dass jene, die ihm Kitsch vorwerfen, ihn im Grunde nach Quiche fragen, weil sie Hunger haben. Ich würde ihn bitten, mehr über den Widerspruch zu sprechen, die zwischen zwei Begriffen waltet, die er in seinen Gedichten verwendet, nämlich: „Helligkeitshunger“ und „Lichtzwang“. Ich würde ihm meinen neuen Gedichtband zum Lesen geben und ihn danach fragen, ob er darin ein poetisches Potenzial erkennt. Sollte er keines erkennen, dann würde ich nie wieder ein Gedicht schreiben. Ich würde ihm sagen, wie neidisch ich auf Edith Horowitz (später Silbermann) bin, die mit ihm das Revolutionslied „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ singen durfte. Ich würde ihn auf ein Bier einladen und ihn bitten, es auch mit mir zu singen. Ich würde mich nicht von ihm in Beziehungs- und Familienangelegenheiten beraten lassen. Ich würde ihn bitten, mit mir eine Kirche zu betreten, dann einen Beichtstuhl: Einmal darf er der Beichtvater sein, einmal ich …
* Alexandru Bulucz: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandru_Bulucz