Ich pilgere zur neuen Quelle und tippe meine Zeigefinger
an den Wasserspiegel. Da steigen rings um mich Kolonnen-
kreise aus der Erde, geschmückt mit Marmorsteingesichtern.
Ich zieh ein Häufchen Silber aus dem Wasser, ich salbe achtsam
ihre Kanten und mische Feinstaub zwischen die Atome.
Da quillt ein dunkler Sud aus ihren Augen und lässt sie sich
in Schaum verirren. Ich male mit dem Blick ein Riff ins Ufer,
ich will mit letzten Sonnenstrahlen Hochzeit spielen.
Da sprießen Knollenblätterpilze aus den Nebelwolken,
zerstreuen sich in Ascheschwaden. Wem kann ein Mensch
aus sich heraus begegnen? Ich habe nie ein Vogelherz
im Arm gehalten. Mein letzter Zufluchtsort ist eine morsche
Pappel. Von Anfang an bin ich der Friedensbote, der ohne
Nachricht vor den Toren wartet, die Gitter würden sich
verbiegen. Mit wessen Stimme rufen gelbe Käfer aus den
Sträuchern nach der Kinderwiege? Hoffnungsschübe.
Ertränkte Andersartigkeit verschwimmt im Äther. Trugbild?
Aufschub. Wenn Zeit sich wehrt, den Raum zu krümmen,
wünschen wir uns Schwerkraft. Ausgang? Endstein.
Ich liebe seit jeher die Ringelblumen und die Primeln, die
weißen Blüten der Lupinen und die Hyazinthen. In ihren
Windungen erfahr ich Wachstum, erwärme mich
an ihren schiefen Linien. Im sauren Duft der Schlüssel-
blumenpollen verbringe ich die schönsten Jahre
meiner Jugend. Ich pflücke Edelweiß von einem Fels,
an ihm zu riechen, da winden sich die Marmorstein-
gesichter Richtung Norden. Ich küsse zärtlich ihre aus-
gebrannten Lider und flüstere mein kostbares Geheimnis.
Da spucken sie mir Krähenküken vor die Füße mit grauen
Flügeln und gezackten Schnäbeln. Ich netze ihre aus-
geblichnen Münder mit gequollnem Lindenhonig, ich schneide
mir Kaskadenmale in die Rippen, um sie nicht zu
bedrücken mit steriler Anmut. Da formen Sägespäne
dünne Holzspiralen und bohren sich in meine Lungen.
Ich fange Häufchen Asche aus der Luft und streue sie
in meine Wunde. Was lernt man ohne Absicht zu verzeihen?