Der Krötenbrunnen »J’aimes être libre, éperdument libre. Libre comme un mort-né.« E.M. Cioran Sie hatte es getan, schließlich hatte sie es getan, allein dies ging ihr wie ein waagerecht durch den Kopf laufendes Band durch die Sinne, wie ein anachronistischer und unpersönlicher Scroll, der just in dem Moment abzulaufen begonnen hatte, als sie in dem nach Jod und Medikamenten riechenden Bett des um ein ganzes Leben älteren Mannes aufgewacht war. Sie hatte es getan, schließlich hatte sie es getan, sagte sie sich und schaute auf den glatten Rücken, die zu runden Hinterbacken – sie waren ihr schon vor längerer Zeit aufgefallen, als sie ihn beobachtete, wie er über den Krankenhausflur davonging, oder wenn er sich im Operationsraum plötzlich umdrehte, eine unerwartete Pirouette vollführte und die Spritze in den Kautschukdeckel der Perfusion steckte. Sie hatte es getan, schließlich hatte sie es getan, und danach wäre sie am liebsten wie von Zauberhand hinweggefegt verschwunden aus dem Bereitschaftszimmer und dem Bett dieses Typen, den sie nicht beim Namen nannte, und der sie am Vorabend mit gelangweilter Stimme ins Zimmer gerufen hatte, um ihr das Operationsprotokoll zu diktieren. Sie waren verpflichtet – das wusste selbst Maia, die erst seit ein paar Monaten im Operationssaal arbeitete –, sämtliche Operationen detailgenau zu protokollieren, schwarz auf weiß aufzuschreiben, wie der Schnitt mit der Stahlklinge des Skalpells gesetzt wurde, wie man durch die gelbe und kompakte Fettschicht zwischen Kapillaren, Venen, feinem Arteriengeäst sowie unter dem Muskel verborgenen feinsten Gefäßen hindurchgedrungen war, wie man ringsum mit hämostatischen